Wie liest Blinder
Wie kann ein Blinder lesen?
Blinde Menschen lesen mit den Händen, genauer gesagt mit den Zeigefingern.
Dazu entwickelte der Franzose Louis Braille 1825 ein Alphabet aus Punkten.
Ein Buchstabe setzt sich dabei aus maximal 6 Punkten zusammen, die in drei Zeilen zu je zwei Punkten angeordnet werden.
Dadurch lassen sich maximal 64 Buchstaben und Zeichen bilden.
Heute reichen 64 Zeichen jedoch oft nicht mehr aus, da die „Brailleschrift“ genannte Blindenschrift auch für Computer und im Internet verwendet wird und deshalb auch Zeichen wie „@“ oder „€“ dargestellt werden sollen.
Deshalb werden heute statt 6 Punkten oft 8 Punkte verwendet.
Um Texte in Brailleschrift zu drucken, werden die Punkte von hinten in dickes Papier gestanzt, so dass sie auf der Vorderseite hoch stehen und ertastet werden können.
Für den Computer gibt es elektronische Braillezeilen, bei denen kleine Stifte hochfahren und so die tastbaren Buchstaben bilden.
Die kleinen Stifte verändert sich, je nach dem an welche Stelle des Monitors Mensch mit dem Cursor ist.
Weil die Buchstaben in der Brailleschrift sehr viel Platz brauchen, sind Texte in dieser Schrift sehr lang.
Der Duden in Brailleschrift besteht zum Beispiel aus 18 Bänden.
Die meisten blinden Menschen können Brailleschrift aber gar nicht lesen.
Nur etwa 10 % von ihnen, lernen diese Schrift.
Blinde Kinder lernen allerdings Brailleschrift in der Schule.
Vokabeln:
entwickeln
setzt sich zusammen aus
in drei Zeilen zu je zwei Punkten
anordnen
lassen sich bilden
ausreichen
verwenden = benutzen=nutzen
darstellen
die Punkte werden gestanzt
stanzen
verändert sich, je nach dem
bestehen aus
gar nicht
Wie kann man mit den Fingern lesen?
Verena Bentele ist eine erfolgreichsten deutschen Wintersportlerinnen. Und sie ist blind.
Bei den Paraolympischen Spielen hat sie im Biathlon und Langlauf mit ihren Begleitläufern eine ganze Reihe von Goldmedaillen gewonnen.
Durch den Alltag bewegt sich Verena alleine. Dabei hilft ihr der Tastsinn. Ob beim Weg durch die Stadt oder beim Surfen im Internet. Ein Gerät, das an den PC angeschlossen wird übersetzt die Druckschrift in fühlbare Punktschrift.
- Die Punktschrift besteht aus sechs Punkten, die in verschiedenen Kombinationen auftreten können, insgesamt in 64 Kombinationen und jede Punktkombination bedeutet ein Buchstabe beziehungsweise ein Sonderzeichen. Und ich kann das, was oben auf dem Monitor sichtbar ist, hier unten anfühlen. Die kleinen Stifte verändern sich, je nach dem an welche Stelle des Monitors ich mit dem Cursor bin.
Natürlich braucht man viel Übung bis man diese Schrift fließend ertasten kann. Und das nötige Fingerspitzengefühl.
Unter der Haut liegen verschiedene Arten druckempfindliche Rezeptoren. Z.B. die Meissner-Körperchen und die Merkel-Scheiben. Gemeinsam registrieren sie schon leichteste Berührungen der Hautoberfläche. Werden die Zellen verformt, so senden sie Nervensignale ans Gehirn. Je mehr diese Zellen pro Fläche, desto kleinere Details können wir erkennen. Aber auch die feinfühligsten Finger stoßen an ihre Grenzen.
- Auf der Medaille ist zwar keine Punktschrift, aber trotzdem kann man die Schrift darauf bisschen fühlen. Nur ist sie für Blinde zu klein, deswegen kann ich sie nicht lesen.
Die Auflösung unseres Tastsinns liegt bei 2 mm. Das heißt, zwei Punkte müssen einen Mindestabstand von 2 mm haben, um acht tatsächliche Punkte als getrennte erspürt zu werden.
Verena Bentele